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HUI'S NARKOSE ERFAHRUNG

(Danke Lio, dass wir diesen Bericht veröffentlichen dürfen)

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Hui Buh

Ich möchte vorwegschicken, dass es wohl schon ein Unterschied ist, ob man eine junge Katze hat, bei der man einen Routineeingriff machen lässt, oder eine alte (schwierige), von der man die Vorgeschichte nicht kennt. Mir geht es auch weniger um medizinische Kompetenz (die ich ohnehin nicht beurteilen kann), sondern eher um den Umgang mit dem Tier und auch dem Halter.

Also, hier, mein Erfahrungsbericht:

Da die Katze Atemgeräusche, Probleme mit der Haut am Kinn, Zahnstein hatte, häufig erbrach und es keinen Check up von ihr gab, hatte ich mich, nachdem ich Hui ein halbes Jahr hatte, im Nov. 07 entschlossen, einer Endoskopie der Nase/Rachen und div. Checkups unter Narkose zuzustimmen.

Schon die Narkotisierung war lt. TA ein Drama, sie muss sich sehr gewehrt haben und wie er berichtete, noch in Narkose versucht haben, zu kratzen (O-Ton Arzt: „Er hätte selten eine mental so starke Katze erlebt, sie sei mit „allen Wassern“ gewaschen“). Man sah die Spuren auch noch, die Katze sah aus als wäre sie unter einen Mähdrescher geraten, neben einem wegen dem Sono rasierten Bauch, an allen vier Läufen große, rasierte Stellen, weil sie wohl die Injektionsnadel nicht reingekriegt haben. (Ich erwähne das, weil es November war, und kalt).

Als ich dann zum Aufwachen kam, sagte die Schwester leicht mokant: "Na, sie meckert ja schon wieder".

Die Katze konnte sich kaum rühren, knurrte und fauchte aber abwechselnd ohne erkennbaren Auslöser ohne Unterlass und wirkte völlig neben sich. Ich durfte sie dann gleich mitnehmen, erst beruhigte sie sich etwas, wollte aber, daheim angekommen, wie üblich unbedingt aus der Transportbox. Da ich keine gegenteilige Anweisung hatte und der Arzt meinte sie würde bis Abends schlafen, lies ich sie raus.

Von da an begann ein 24 stündiger Horrortrip.

Die Katze konnte nicht laufen, wollte aber überall raufspringen (das ist normal), musste sich insg. fünf mal übergeben, ist glaub ich auch noch im Rahmen, (allerdings hat sie sich bei einer kürzlichen Narkose kein einziges Mal übergeben), hatte Pupillen wie Untertassen (ebenfalls normal), die sich allerdings über insg. 12 Stunden kein bisschen veränderten.

Und was ich absolut nicht normal fand und mir einen Riesenschrecken einjagte, waren die motorischen Störungen, die sie zeigte. Ticks, Zuckungen, Ataxie (unkoordinierte Bewegungen), Steifigkeit, Verlangsamung. Vom seelischen Zustand ganz zu schweigen. Sie taumelte nicht im eigentlichen Sinn, sondern sie lief abgehackt, wie ein Roboter, teilweise im Kreis.

Es war ein entsetzlicher Anblick, sie war überhaupt nicht erreichbar und wirkte wie ein Zombie.

Als sich gegen 20 Uhr Abends (der Termin war um 9Uhr) immer noch nicht die geringste Besserung zeigte und ich, als ich sie anfasste (sie wollte nicht berührt werden) feststellte, dass sie total kalte Ohren und Pfoten hatte, bekam ich Panik. Ich dachte ernsthaft, sie hat einen Narkoseschaden, oder weiß nicht was. Dann fing ich an rumzutelefonieren, ohne Erfolg (Klinik hat zwar Notdienst, aber keine Notdienstnummer, die bekam ich nur über Umwege raus). Dort war man dann ungehalten, was ich schildere, sei alles im Rahmen, morgen sei „alles vorbei“.

Schließlich hatte ich eine total nette Ärztin im Notdienst einer anderen Münchner Klinik Stadtmitte am Telefon erreicht, (inzwischen war es ca. 22 Uhr), die mich geduldig in mehreren Telefonaten anleitete und mir sagte, was ich tun musste. Z.B. erst mal Fiebermessen, was sich Hui - oh wunder - auch gefallen ließ (in der Nacht, am morgen nicht mehr).

Ergebnis: 36,5. Also Katze einpacken, Schoß, Decke, Wärmflasche. Bloß: Katze wollte nicht still liegen. Also immer wieder von vorn, mit viel gutem Zureden schafften wir, die Temperatur in einer Stunde auf 2 Zentel zu steigern. Wir heizten das Schlafzimmer auf Saunatemperatur und steckten Katze zu uns unter die Decke. Und so ging das dann die ganze Nacht, Katze rein, Katze raus, Katze wieder reinstecken. Am nächsten Morgen immer noch Riesenpupillen, wackeliger Gang, aber besser, Katze wollte sogar fressen, (letzte Mahlzeit lag schon 36 Std. zurück), konnte aber nicht, weil sie anscheinend wegen mangelnder Feinmotorik die Bröckchen nicht aufnehmen konnte. Füttern wollte sie sich auch nicht lassen. Dann kam die "Gefrierphase". Langsame Bewegung und dann plötzlich stehen oder sitzen bleiben, z.B. vor dem Futternapf. Öhrchen waren immer noch kalt, aber da sich eine Besserung zeigte, atmete ich auf. Erst am übernächsten Tag ging es ihr sichtlich besser.

Es dauerte aber noch fast eine Woche, bis sie wieder „die Alte“ war.

Was ich der Tierklinik ankreide:

- Es gab keine Not für diesen Eingriff. Man hätte, bevor man sie derartig niederspritzt (der Arzt gab schließlich zu, dass er nachgespritzt habe), die Behandlung abbrechen, oder mit mir Kontakt aufnehmen können. Sie schien schon in einer Art „Schockzustand“ zu sein, bevor das Ganze überhaupt los ging.
- Ich war nicht ausreichend informiert über mögliche Komplikationen und wie ich mich nach der Narkose verhalten soll.
- Man versuchte eindeutig, den Ball flach zu halten, suggerierte mir, ich sei zu besorgt (freundlich ausgedrückt) und verweigerte mir jede Hilfestellung.
- Ich musste dem behandelnden Arzt ungelogen 14 Tage nachtelefonieren, bis ich ihn sprechen konnte. Auch dann hat er nicht wirklich rausgelassen, wie viel er nachgespritzt hat.

Erst kürzlich, nachdem ich Hui wegen einer Zahnreinigung wieder narkotisieren lassen musste, konnte ich feststellen, wie ein „normaler“ Narkoserausch bei Hui aussieht und dass da sehr wohl was schief gelaufen war.

© Lio
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Vielen Dank Lio für die Genehmigung
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