© Creative Graphics - M.Roll

NARKOSE / ANÄSTHESIE BEI TIEREN

© Creative Graphics - M.Roll
© Creative Graphics - M.Roll
MEINE KATZE MUSS OPERIERT WERDEN, WAS MUSS ICH WISSEN,
WIE SOLL ICH MICH VERHALTEN?
© Creative Graphics - M.Roll
UNTERSUCHUNG UND VORBEREITUNG DES PATIENTEN
© Creative Graphics - M.Roll
Im Gegensatz zum Hund ist das Allgemeinbefinden der Katze schwieriger zu beurteilen. Umso wichtiger ist eine ausführliche Anamnese sowie die sorgfältige Untersuchung mit z.B. Röntgen, Ultraschall usw. nötig. Eine Blutuntersuchung (Blutbild, Nieren- und ggf. Leberwerte, Entzündungsparameter, Schilddrüsenwerte und Kreatinin vor Gabe von Kontrastmitteln) beim Tierarzt oder in einer Tierklinik Ihrer Wahl sollte, wie uns aus der Humanmedizin bekannt ist, ein Muss sein. Die Ergebnisse erlauben unter Umständen eine Einschätzung des Narkoserisikos wie auch eine eventuell nötige Behandlung vor der Operation.

Selbstverständlich sind nicht alle Tiere gleich. Es gibt auch bestehende rassebedingte Narkoseunverträglichkeiten (z.B. bei Maskenkatzen und Windhunden), individuelle Unterschiede gegenüber der Wirksamkeit von Medikamenten und somit auch gegenüber den Narkosemitteln.

Das geringere zirkulierende Blutvolumen ist bei Katzen für die unterschiedliche Wirkung und Verteilung der Narkosemedikamente mit verantwortlich. Wie auch der Fettgehalt der Muskulatur deutlich verschoben ist und viele Narkotika im Fettgewebe der Muskulatur gespeichert werden. Das heißt, eine Dosierung nach Körpergewicht führt sehr oft zu einer Überdosis und kann fatale Folgen haben.

Narkosemedikamente haben Einfluss auf das Gehirn. Sie beeinflussen ebenfalls die Funktionen der anderen Organe, wie z. B. der Muskulatur, der Atmung, des Kreislaufs, des Herzens, Magen und Darms, sowie der Körpertemperatur.
© Creative Graphics - M.Roll
VORBEREITUNG DURCH DEN TIERHALTER
© Creative Graphics - M.Roll
Falls Sie vor einer geplanten Operation Veränderungen an Ihrem Tier feststellen, wie z. B. Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, beginnende Rolligkeit oder sonstige Auffälligkeiten, teilen Sie dies unverzüglich Ihrem Tierarzt mit und sagen Sie die Operation, sollte diese nicht lebensnotwendig sein, umgehend ab! Es sollten im Normalfall nur Tiere in einem optimalen Gesundheitszustand operiert werden.

Das Tier sollte 12 bis 14 Stunden vor der geplanten Operation nichts mehr fressen. Wasser allerdings sollte zur freien Verfügung stehen. Da die Narkosemedikamente in der Einschlafphase, wie oben beschrieben, Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt und den Gleichgewichtssinn haben, könnte es zu Erbrechen kommen. Das Erbrochene kann über die Luftröhre in die Lunge gelangen und eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) auslösen. Außerdem kann ein Tier auch nach bereits erfolgter Narkose in der Aufwachphase und während der Operation im Schlimmsten Fall an dem Erbrochenen ersticken.  Dies sind die Gründe, warum der Magen des Tieres unbedingt leer sein sollte.

Wenn in Ihrem Haushalt mehrere Haustiere leben, hat es sich bewährt, diese auch nicht zu füttern, denn: „geteiltes Leid ist halbes Leid!““

Versuchen Sie selbst Ihrem Tier gegenüber Ruhe auszustrahlen. Unruhe überträgt sich auf das Tier und ist dem Gesamtzustand nicht zuträglich. Wir möchten versuchen, es unserem Tier so stressfrei wie möglich zu machen.
© Creative Graphics - M.Roll
OPERATIONSTAG
© Creative Graphics - M.Roll
In einer dem Tier bekannten verschließbaren Transportbox auf die Sie am besten einen Zettel mit Angaben zu Ihrem Tier gut ersichtlich kleben, der folgende Angaben erhalten sollte: Name des Tieres, Alter, Gewicht, gewünschte Narkoseart, Name und Telefonnummer des Tierbesitzers und unter Umständen wichtige und bekannte Vorerkrankungen. Die Box sollten Sie unbedingt mit einer Kuscheldecke oder einem Handtuch, das nach Zuhause riecht, ausstatten. Machen Sie sich frühzeitig auf den Weg zur Operation, damit Sie nicht zeitlich unter Druck geraten.

Der Tierarzt muss bei Ihrem Tier am Tag der Operation Herz und Lunge nochmals abhören, Temperatur messen und das Gewicht des Tieres nochmals ermitteln. Bei sehr ängstlichen und erregten Tieren ist das Ergebnis der Temperaturmessung nicht aussagekräftig, da diese bei Aufregung unmittelbar steigen kann.

Auf einen venösen Zugang vor einer Operation sollten Sie bestehen, vor allem dann, wenn Sie ein Tier besitzen, das ein erhöhtes Narkoserisiko hat. „Venöser Zugang“ bedeutet, dass eine Kanüle in eine Beinvene Ihres Tieres vor der Operation gelegt wird, die dort bis nach der Aufwachphase verbleibt. Dieser Zugang ist so wichtig, damit im eintretenden Notfall schnell gehandelt werden kann. Das Argument „können wir im Notfall immer noch legen“ ist nicht zwingend richtig, denn es kann z. B in einer kritischen Situation auch dazu kommen, dass Venen kollabieren und ein Zugang nur noch sehr schwer bis gar nicht mehr zu legen ist. In so einem Fall ist unter Umständen Zeit gleich Leben!
© Creative Graphics - M.Roll
NARKOSEVERFAHREN
© Creative Graphics - M.Roll
Es gibt verschiedene Narkosearten zur Auswahl. Wie die meisten von uns wissen, birgt die Narkose bei einer Routine-Operation oft das höchste Risiko, egal, ob es sich um Menschen oder Tiere handelt. Tierärzte wählen das Narkoseverfahren meist nach dem Operationsgrund. Es stehen folgende Narkosen zur Wahl:


INJEKTIONSNARKOSE und INHALATIONSNARKOSE

© Creative Graphics - M.Roll
INJEKTIONSNARKOSE
© Creative Graphics - M.Roll
Das Narkosemittel (Ketamin, Zoletil usw.) wird oft direkt in die Vene oder in die Muskulatur gespritzt. Üblicherweise legt man einen Venenkatheter, so dass man, wenn nötig oder auch zur Narkoseerhaltung nachdosieren bzw. nachspritzen kann.

Eine Injektionsnarkose ist bei kurzen und nicht sehr schmerzhaften Eingriffen geeignet, wie z.B. Beinbrüchen. Bei größeren Operationen, wie z.B. Bauchoperationen, muss die Narkose sehr tief sein, damit das Tier nicht aufwacht und Schmerzen verspürt.

Diese tieferen Narkosen können Nachteile haben. Die Atmung verlangsamt sich.  Dadurch werden die Organe während des Eingriffes mit weniger Sauerstoff versorgt, was evtl. zu schlimmen Spätfolgen führen kann..

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Narkosetiefe nicht steuerbar ist.  Somit kann auf Komplikationen während der Narkose nur sehr schlecht reagiert werden.

Dir Vorteil der Injektionsnarkose sind die niedrigeren Kosten und der geringe Aufwand des Tierarztes an Personal und Apparaten.
© Creative Graphics - M.Roll
INHALATIONSNARKOSE
© Creative Graphics - M.Roll
Die Inhalationsnarkose wird mittlerweile von vielen Tierärzten angewandt, da sie sehr genau dosierbar bzw. steuerbar ist.

Vor der Inhalationsnarkose wird ein Venenkatheter gelegt und ein Beruhigungsmittel, wie z.B. Diazepam (wird kaum über Niere und Leber ausgeschieden und hat deshalb eine extrem lange Halbwertszeit und damit Wirkdauer) und gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine. Wenn nötig wird auch ein Schmerzmittel gegeben. Dies ist die so genannte Vornarkose (Prämedikation).

Während und nach der Operation wird über eine Dauerinfusion der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt unterstützt. Dadurch können eventuelle Kreislaufdefizite ausgeglichen und nötige Medikamente bei Bedarf sofort intravenös verabreicht werden.

Dann wird Ihr Tier mit PROPOFOL (Hypnotikum) Handelsname „Rapinovet“ oberflächlich in Kurznarkose gelegt, so dass der Beatmungsschlauch (ENDOTRACHEALTUBUS) in die Luftröhre eingeführt werden kann. Über diesen Tubus bekommt das Tier das Narkosegas (ISOFLURAN) und reinen Sauerstoff.

Isofluran wird von Tieren nur in geringem Ausmaß metabolisiert (verstoffwechselt). Es wird fast unverändert über die Lunge wieder ausgeschieden. Isofluran erzeugt nach Inhalation eine Allgemeinanästhesie und ist ein gutes Muskelrelaxans (vorübergehende Entspannung der Skelettmuskulatur) für chirurgische Eingriffe.

Durch das normale Ausatmen des Narkosegases ist diese Narkosevariante sehr gut steuerbar und jeder Situation anpassbar. Das Narkosegas wird nicht über die Organe (wie z. B. Niere, Leber) abgebaut und daher werden diese nicht belastet. Durch die ständige Versorgung mit Sauerstoff werden die Organe ausreichend mit Sauerstoff versorgt und Folgeschäden können somit vermieden werden.

Bei der Inhalationsnarkose muss das Tier sehr aufwendig überwacht werden. Über den gesamten Zeitraum der Narkotisierung wird die Sauerstoffsättigung im Blut kontrolliert, um die Kohlendioxidkonzentration zu überwachen. Die Überwachung der Atemfunktion wie auch ein EKG zur Kontrolle der Herzfunktion ist ebenfalls erforderlich. So wird die höchste Narkosesicherheit erreicht.

Die Inhalationsnarkose ist gegenüber der Injektionsnarkose die sicherste Narkose für Kleintiere!!

Die Kosten sind wegen der nötigen Apparaturen und personellen Anforderungen höher, als die der Injektionsnarkose.
© Creative Graphics - M.Roll
NACHSORGE
© Creative Graphics - M.Roll
Nach Beendigung der Operation sollte das Tier so lange unter tierärztlicher Aufsicht sein, bis es vollständig wach ist. Meist erfolgt ein Anruf des Tierarztes, wann Sie Ihr Tier abholen können oder Sie erhalten bereits bei Abgabe des Tieres die entsprechenden Informationen. Ein Gespräch mit Ihrem Tierarzt oder den Operateur über den Operationsverlauf und die Nachsorge sollte unbedingt erfolgen. Außerdem sollten Sie sich eine Telefonnummer geben lassen, über die der Tierarzt im zu erreichen ist.

Nach einer Operation bzw. Narkose braucht das Tier zu Hause Ruhe, Wärme und Ihre liebevolle Zuwendung. Vor allem sollten Sie Ihr Tier nicht alleine lassen und z. B. zum Einkaufen gehen. Sobald das Tier vollständig wach ist, darf es Flüssigkeit zu sich nehmen. Am nächsten Tag bekommt es wieder Nahrung. Bewährt hat sich hier auch leichte Kost, wie z. B. gekochtes Hühnchen mit Brühe.

Befolgen Sie bitte die Anweisungen Ihres Arztes und melden Sie sich sofort und, wenn Sie sich Sorgen machen oder Fragen haben.
© Creative Graphics - M.Roll
LOKALANÄSTHESIE
© Creative Graphics - M.Roll

Als Lokalanästhesie wird die örtliche Betäubung eines umschriebenen Areals bezeichnet. Bei der Katze ist eine Kombination mit einer relativ starken sedativierenden Prämedikation oder sogar mit einer Allgemeinanästhesie notwendig. Dies mag sicherlich der Grund dafür sein, warum die Lokalanästhesie bei der Katze nur sehr wenig Erwähnung findet.

ZIEL DER LOKALANÄSTHESIE IST:

SCHMERZAUSSCHALTUNG
Erfolgt durch Unterbrechung der Schmerzleitungsfunktion von Nerven.

EMPFINDUNGSAUSSCHALTUNG
Funktionsunterbrechung der Fasern (A-Fasern), durch Ausschaltung von Berührungs- und Vibrationsempfindung.

LOKALE LÄHMUNG
Bewegungsinformationen werden von bestimmten Nerven vom Gehirn zur willkürlichen Muskulatur (efferente Fasern) geleitet. Eine Funktionsunterbrechung dieser Nerven bewirkt die Ausschaltung der betreffenden Muskeln und deren aktive Beweglichkeit.
© Creative Graphics - M.Roll
METHODEN
© Creative Graphics - M.Roll
OBERFLÄCHENANÄSTHESIE
Wird z. B. beim Auge, im Nasen-Rachen-Raum, Kehlkopf und Trachealbereich, in Gelenken sowie dem Urogenitaltrakt verwendet. Die maximale Wirkung ist nach etwa 5 Minuten erreicht. Verwendet werden z. B. Lidocain oder Tetracain.

Diese Substanzen werden von den Schleimhäuten resorbiert, so dass in kurzer Zeit ein hoher Plasmaspiegel mit der Gefahr systemischer Wirkung auftreten können.

LEITUNGSANÄSTHESIE
Es kann eine sehr effektive Schmerzausschaltung bei geringem Verbrauch des Anästhetikum erreicht werden.

Eine Kombination mit einem Sedativum, wie z. B. Xylazin, ist obligatorisch. Sie wird im Verlauf des gewünschten Nervs und in einer gewissen Entfernung vom Operationsgebiet injiziert, wie z.B. bei Schnitten, Bissen, Fremdkörper in der Pfote, usw.

PERIDURALANÄSTHESIE (EPIDURALANÄSTHESIE)
bewirkt eine zeitweilige, umkehrbare Funktionshemmung von Nervensegmenten und führt dabei zu Sympathikolyse, Schmerzfreiheit, Empfindungslosigkeit und Hemmung der Beweglichkeit im zugehörigen Körperabschnitt.

Hierdurch werden schmerzhafte unangenehme Untersuchungen ermöglicht
© Creative Graphics - M.Roll
NEBENWIRKUNGEN DER LOKALANÄSTHESIE
© Creative Graphics - M.Roll
Lokalanästhetika können nicht nur die peripheren Nerven blockieren, sondern andere Bereiche, wie z. B. Herz oder Gehirn beeinflussen. Da sie meist in die Nähe von Nerven appliziert werden, kommt es nicht zu solchen systemischen Wirkungen.

Wenn eine zu große Menge der verwendeten Substanz in das Kreislaufsystem gelangt, z. B. bei unbemerkter intravenöser Gabe, kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen.

NEBENWIRKUNGEN auf das ZENTRALE NERVENSYSTEM (ZNS)
Bei einem zu hohen Plasmaspiegeln von Lokalanästhetika kommt es zu Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems (ZNS), wie z. B. Schwindelgefühl, Unruhe, Kribbeln, metallischem Geschmack im Mund bzw. Taubheit bis hin zu generalisierten Krampfanfällen und Koma. Da die zentralnervösen Symptome meist reversible sind, bemüht man sich, Medikamente zu verabreichen, deren ZNS-Nebenwirkungen lange vor den kardialen auftreten (hohe CC/CNS-Ratio, z. B. Ropivacain).

KARDIOTOXIZITÄT
Am Herz kann es auch (wie oben) zu Nebenwirkungen kommen. Es kann zur Verlangsamung der Erregungsweiterleitung im Herzen bis hin zur Abnahme der Pumpfunktion oder sogar zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen.

ALLERGIEN
Allergien treten bei z. B. Procain auf.  Da beim Abbau dieser Substanzen Paraaminobenzoesäure entsteht, die für allergische Reaktion verantwortlich gemacht wird.

Bei Lokalanästhetika vom Amid-Typ, wie z. B. Ropivacain, wurden allergische Reaktionen gegen bestimmte Stabilisatoren, die den Präparaten beigemischt waren, beobachtet.

Hier vor allem Methylparaben, das als Konservierungsmittel dient. Neuere Lokalanästhetika vom Amid-Typ werden Paraben frei hergestellt.