© Creative Graphics - M.Roll

ERHÖHTE NIEREN-ENZYMWERTE BEI BIRMAKATZEN

© Creative Graphics - M.Roll
Seit einigen Jahren interessiere ich mich für Birmakatzen und ihre Nieren. Das begann, als ich bemerkte, dass Blutproben von anscheinend gesunden Birmakatzen erhöhte Harn- und Kreatininwerte aufwiesen. Obwohl angestiegene Harn- und Kreatininwerte normalerweise eine ernsthafte Nierenschädigung anzeigen, erschienen die betroffenen Katzen keinesfalls irgendwie krank.
Das Vorkommen von erhöhten Kreatininwerten:

Um dies weiter zu untersuchen, erstellten wir eine zukünftige Übersicht von gesunden Birmakatzen.

Diese Katzen setzten sich zusammen aus Tieren, die mit Hilfe des South und South Western Birma Clubs herangezogen wurden, sowie über den Kontakt mit einer ganzen Reihe von einzelnen Birmazüchtern. Ursprünglich wurden von 112 klinisch gesunden Katzen Blutproben entnommen. Diese variierten von acht Wochen bis 12 Jahre; 78 % waren jünger als sechs Jahre, 18% waren jünger als sechs Monate; 50% waren unkastrierte Kätzinnen, 14% kastrierte Kätzinnen, 23% unkastrierte Kater und 13% kastrierte Kater. Die Katzen kamen aus 19 separaten Haushalten. Lediglich die Kreatininwerte wurden bewertet, da der Harn Wert an sich variabler ist und durch die Fütterung beeinflusst werden kann.

Die Studie wies einen statistisch eindeutigen Nachweis von erhöhten Kreatininwerten bei anscheinend gesunden Katzen auf. Dieses Vorkommen schien altersbezogen zu sein, da über 80% der jünger als sechs Monate alten Birmakatzen Kreatininwerte aufwiesen, die über dem normalen Level dieses Alters lagen. Dagegen waren 30% der Erwachsenen in ähnlicher Weise betroffen.
© Creative Graphics - M.Roll
ZUKÜNFTIGE STUDIE
© Creative Graphics - M.Roll
68 der Katzen wurden nach 18 Monaten noch einmal überprüft. Informationen über alle diese Katzen waren verfügbar, aber erneute Blutproben konnten von nur 43 gezogen werden. Die Gründe dafür waren, dass einige zu neuen Besitzern gezogen waren, am Tag der Blutentnahme nicht zur Verfügung standen oder aber gestorben waren.

Zwei der Katzen waren an Nierenversagen gestorben.

Die Studie zeigte, dass sich bei der Mehrheit der Katzen der angestiegene Kreatininwert nur wenig im Laufe der Zeit verändert hatte. Die Stabilität der Kondition ist nachweisbar durch Versuche mit einer ganzen Reihe von Einzeltieren, deren Harn- und Kreatininwerte über einen langen Zeitraum hinweg dokumentiert wurden.

Tabelle 1 zeigt die näheren Einzelheiten von zwei Katzen, Ester und Koska, die beide im Alter von neun Jahren das erst mal zu Blutproben herangezogen wurden, und die, trotz erhöhter Harn- und Kreatininwerte, ein glückliches und langes Leben weitergeführt haben. Koska starb schließlich an Nierenversagen im Alter von fast 16 Jahren. Ester dagegen geht es immer noch gut, mit nunmehr 17 Jahren!

Interessanterweise, obwohl sich bei der Mehrheit der Fälle die erhöhten Nierenenzyme im Laufe der Zeit wenig zu ändern schienen, dürfte der Befund trotzdem eine unterschwellige Nierenkrankheit widerspiegeln. Als Erhärtung dessen entwickelten zwei der Katzen (eine 10-jährige, die andere erst 8 Wochen alt) progressives Nierenversagen innerhalb weniger Monate, obwohl sie zum Zeitpunkt des ersten Tests anscheinend gesund gewesen waren. Sie mussten euthanasiert werden. Weiterhin habe ich viele junge Birmakatzen mit klinischem Nierenversagen gesehen. Die meisten der ernsthaft Betroffenen waren unter zwei Jahre alt, die die klinischen Anzeichen oft kurz nach einer Routine-Kastration entwickelten.

In einigen Fällen, schienen ganze Familien betroffen zu sein. Als Beispiel siehe Punkt 1 aus Tabelle 2, die die Merkmale zweier verwandter Familien aufzeigen. Bei einem anscheinend gesunden Vierer-Wurf wurden bei drei der Jungtiere erhöhte Nierenenzyme im Alter von 8 Wochen festgestellt (a1, 3 und 4). Als die Jungtiere mit 6 Monaten kastriert wurden, bekamen alle vier intravenöse Mittel und Antibiotika. Zwei der Jungtiere erholten sich gut (a2 und a4), während sich die anderen beiden nur langsam erholten (a1 and a3), und eines entwickelte totales Nierenversagen innerhalb von sechs Monaten. Eine verwandte Kätzin (Schwester der Mutterkätzin) wurde mit dem gleichen Kater verpaart. Sie bekam einen Wurf mit drei Jungtieren; b1 und b2 entwickelten akutes Nierenversagen binnen eines Monats nach der Kastration. b2 sprach nicht auf unterstützende Behandlungsmaßnahmen an und starb zwei Wochen später. b1 sprach zwar grundsätzlich auf die Behandlung an, aber entwickelte chronisches Nierenversagen und musste im Alter von einem Jahr eingeschläfert werden. Ein zweiter Wurfbruder (b3) hatte ebenfalls erhöhte Nierenenzyme, war aber am Tag der Blutprobe klinisch gesund.
© Creative Graphics - M.Roll
ZUSAMMENFASSUNG:
© Creative Graphics - M.Roll
Diese Studie legt nahe, dass viele Birmakatzen einen gewissen Grad an renaler Dysfunktion aufweisen, die Anzeichen von Gesundheitsschäden ausprägen können, aber nicht müssen, und die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln können, aber nicht zwangsläufig müssen.

Bislang war es noch nicht möglich, eine unterschwellige Krankheitsursache bei klinisch betroffenen Katzen festzustellen, noch sichere Schlüsse darauf zu ziehen, ob diese Rasse insgesamt von diesem Defekt betroffen ist. Während die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse daher unklar bleibt, scheint es angebracht zu sein zu vermuten, dass das Vorkommen von erhöhten Nierenwerten bei sonst gesunden Birmakatzen nicht grundsätzlich als ernsthafte und fortschreitende Krankheit überbewertet werden sollte.

Trotzdem ist es angebracht, betroffene Katzen zu überwachen und die Möglichkeit einer renalen Dysfunktion in Erwägung zu ziehen bei Anästhesie, Operationen oder Behandlungen bei Katzen dieser Rasse.
© Creative Graphics - M.Roll
DANK:
© Creative Graphics - M.Roll
Ich möchte all den Besitzern danken, die freiwillig ihre Katzen für diese Untersuchung zur Verfügung gestellt haben, dem Southern und South Western Birma Club für ihre Unterstützung, den tierärztlichen Chirurgen, die die Blutproben ausgewertet haben sowie Mitgliedern der Universität von Bristol, die bei dieser Studie mitgeholfen haben.
© Creative Graphics - M.Roll
TABELLE 1.
LANGZEIT SERUM HARN- UND KREATININWERTE BEI ZWEI SONST GESUNDEN BIRMAKATZEN
© Creative Graphics - M.Roll
  Alter Geschlecht Serum Harn (μmol/l) Serum Kreatinin (μmol/l)
         
Esther 9 Jahre Kastrierte Kätzin > 50* 297
  9 1/2 Jahre   19.3 323
  9 1/2 Jahre   16.1 307
  12 Jahre   16.2 315
         
Esther fühlt sich beim ersten Bluttest unwohl, wahrscheinlich eine Blasenentzündung. Sie ist jetzt eine beeindruckende, 17 Jahre alte Kätzin!
         
Koska 9 Jahre Kastrierter Kater 16.2 248
  12 Jahre   20.7 202
  13 1/2 Jahre   18.4 274
         
Koska starb an Nierenversagen im Alter von 15 1/2 Jahren.

NORMALE WERTE BEI ERWACHSENEN: HARNSTOFF 6.5-10.5 μmol/l / KREATININ 80-150μmol/l
© Creative Graphics - M.Roll
PUNKT 1. STAMMBAUM EINER INDIVIDUELLEN FAMILIE VON BIRMAKATZEN
© Creative Graphics - M.Roll
Kidneytable
© Creative Graphics - M.Roll
TABELLE 2. LANGZEIT-ERGEBNISSE EINER BESTIMMTEN BIRMAKATZEN-FAMILIE.
© Creative Graphics - M.Roll
Katze Alter Geschlecht Serum Harn (μmol/l) Serum Kreatinin (μmol/l) Bemerkung
           
a Mutter 4 Jahre weiblich 19.7 142  
a1 8 Wochen männlich 6.8 99  
  3 Monate   5.7 113  
  4 Monate   9.7 95  
  10 Monate   16.7 219 Kastriert, langsame Erholung
  11 Monate   19.5 217 Erste Zeichen eines renalen Defekts
  12 Monate   17.7 296  
  13 Monate   30.9 297  
  14 Monate   32.7 292  
  15 Monate   35.3 429 Euthanasiert.
a2 8 Wochen männlich 9.3 75  
  3 Monate   6.1 167  
  10 Monate   10.7 141 Kastriert, erholte sich gut.
a3 8 Wochen weiblich 14.3 93.6  
  3 Monate   7.2 146  
  10 Monate   11.6 150  
  + 1 Woche   9.7 161 Kastriert, langsame Erholung.
  13 Monate   12.5 139  
a4 8 Wochen weiblich 8.4 102  
  3 Monate   6.5 133  
b1 6 Monate Kastrierter Kater 19.4 264 4 Wochen vorher kastriert.
  1 Jahr   38.4 413 Euthanasiert.
b3 1 Jahr Kastrierter Kater 16.0 163  
  13 Monate   11.2 174  
NORMALWERTE: HARNSTOFF 6.5-10.5 μmol/l / KREATININ 2-5 MONATE ALTES JUNGTIER: 35-88 μmol/l / ERWACHSERNER: 80-150 μmol/l

Dr. Danièlle Gunn-Moore,
BSc, BVM&S, PhD, MACVSc, MRCVS,
Ralston Purina Lecturer in Feline Medicine
R(D)SVS Hospital for Small Animals,
University of Edinburgh,
Easter Bush Veterinary Centre, Roslin, Midlothian, Scotland EH25 9RG
Email: Danielle.Gunn-Moore@ed.ac.uk
Tel: 0131 650 7650 - Fax: 0131 650 7652

(ORGINAL TEXT: ELEVATED RENAL ENZYMES IN BIRMAN CATS)
© Creative Graphics - M.Roll
INFOS - GESUNDHEIT VON A-Z

NIEREN - ERKRANKUNGEN - INHALTSVERZEICHNIS